Wildcat-Zirkular Nr. 63 - März 2002 - S. 56 [z63burni.htm]


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Burning down the house

Bedford/UK: Flüchtlinge fackeln Europas größten Abschiebeknast ab

Es ging schon seit der Eröffnung im November 2001 heiß her im Yarl Wood Detention Center: die Insassen, abgelehnte AsylbewerberInnen des mit 900 Plätzen größten europäischen Abschiebegefängnisses protestierten u.a. mit Hungerstreiks gegen die Haftbedingungen. Als ein älterer Insasse am 14. Februar 2002 erst mit Tagen Verspätung und zudem in Handschellen in ein Krankenhaus transportiert werden sollte, hat's dann auch gereicht: das Verwaltungsgebäude brannte komplett ab, und auch die anderen Blocks des von einer Privatfirma betriebenen Gefängnisses wurden stark beschädigt. Während des Aufstands kletterten 200 Männer und Frauen auf die Dächer des Knasts, anderen gelang im Trouble die Flucht.

Die britische Regierung hat sich das offizielle Ziel gesetzt, jedes Jahr 30 000 Illegale abzuschieben, wobei ihr eine neu eingerichtete Hotline zur Denunziation von Illegalen helfen soll. Im Jahr 2001 gab es 11 Prozent weniger Asylanträge, was darauf hinweist, daß sich viele EinwanderInnen die Mühe gar nicht erst machen - kein Wunder angesichts 69 Prozent abgelehnter Anträge. Es stellen vor allem diejenigen einen, die sich auch eine Chance ausrechnen, anerkannt zu werden: im Jahr 2001 waren das hauptsächlich Leute aus Afghanistan (9190), Irak (6805), Somalia (6500) - wobei sich die Liste nicht zufällig liest wie ein Reiseplan der RAF (Royal Air Force). Auch die Auseinandersetzungen zwischen den englischen und französischen Bürokraten über die Verantwortung für die Bewachung des Euro-Tunnels (mittlerweile ein Haupteinfallstor für »illegale« MigrantInnen) zeigt, daß die englische Regierung mit der Regulierung der Arbeitskraftzuwanderung einige Probleme hat.

Und hoffentlich nicht zum letzten Mal: bei der Eröffnung dieses dritten Abschiebeknasts Englands hatte ein Vertreter des Innenministeriums noch bemerkt, Yarl Wood sei ein »leuchtendes« Beispiel für den Versuch der Regierung, illegal Eingewanderte oder abgelehnte Asylbewerber wieder außer Landes zu bekommen. Geleuchtet hat's jetzt ja nicht schlecht!

Im Internet gibt es eine recht aktuelle Untersuchung zur Situation illegaler ArbeiterInnen in der Bekleidungsindustrie/Gastronomie.


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