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Raniero Panzieri — Notizen zur Biographie

Zusammengefasst und übersetzt aus: Paniero Panzieri, Spontaneità e organizzazione. Gli anni dei »Quaderni Rossi« 1959-1964, herausgegeben von Stefano Merli, Pisa, 1994.

 

1921

14. Februar: Raniero Panzieri wird in Rom geboren. Seine Eltern Ines Musatti und Alfredo Panzieri sind jüdischen Glaubens, weshalb er und seine Familie unter den faschistischen »Rassengesetzen« 1938 in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.


1939

Er beendet die Oberschule in Rom.


1943-44

Nach dem 8. September 1943, mit Beginn der Besetzung Italiens durch die Nazis, versteckt sich Panzieri gemeinsam mit anderen jungen Deserteuren vor den Deportationen und beginnt dort seine erste marxistische Lektüre.


1944

Nach der Befreiung Roms tritt er der sozialistischen Partei PSIUP [Partito Socialista Italiano di Unità Proletaria] bei.


1945

Er beendet sein Jura-Studium an der Universität Urbino mit seiner Abschlussarbeit L’utopia rivoluzionaria nel Settecento. Il »Code de la Nature« 1755.


1946

Er nähert sich der Linken des PSIUP an und wird auf Wunsch Rodolfo Morandis Redakteur der Parteizeitung Socialismo, eine Position, die er bis 1947 inne haben wird. Außerdem wird er Sekretär des sozialistischen Instituts der Partei Istituto di studi socialisti, bis es im Jahre 1948 aufgelöst wird.

August: Er wird von der Partei nach Bari geschickt, um dort die Linke Strömung um Ernesto De Martino zu organisieren. In Bari wird er bis zum Jahresende bleiben und in den folgenenden zwei Jahren gelegentlich zu verschiedenen politischen Anlässen zurückkehren.


1947

Januar: Auf dem XXV. Parteikongress der PSI spaltet sich der sozialdemokratische Flügel der Partei um Giuseppe Saragat ab. Panzieri ist gegen direkte Verhandlungen mit Saragat, die zu einer Einigung führen könnten.

Panzieri wird in der Sektion des PSI [Partito Socialista Italiano] in Rom, besonders im Bereich des Aufbaus der Parteischule, aktiv.


1948

Juli: Auf dem XXVII. Parteikongress der PSI wechselt die Parteileitung, was die Schließung des Istituto di studi socialisti zur Folge hat. Die daraus resultierende Einschränkung der politischen Arbeit Panzieris veranlasst ihn dazu, sich der PCI [Partito Communista Italiano] anzunähern und über einen Parteiwechsel nachzudenken.

September: Er heiratet Giuseppina (Pucci) Saija.

November: Mit Hilfe Galvano della Volpes bekommt Panzieri einen Lehrauftrag für Rechtsphilosophie an der Universität Messina. Aufgrund seiner politischen Überzeugungen erhält er nur bis 1951 eine Verlängerung.

Gemeinsam mit anderen Parteimitgliedern, die Rodolfo Morandi nahestehen, beschließt Panzieri, sich ausschließlich der politischen Arbeit zu widmen.


1949

Februar: Er zieht mit Pucci nach Messina, wo seine Tochter Susanna geboren wird.

Mai: Er tritt der Leitung der Parteisektion in Messina bei.


1950

Es beginnt die intensivste Phase der Parteiarbeit Panzieris. Gemeinsam mit der Gruppierung um Rodolfo Morandi, versucht er einen Erneuerungsprozess der Partei voranzutreiben.

6. März: 10-12 000 sizilianische Bauern besetzen in der Nähe Messinas noch nicht bestellte Ländereien. Panzieri beteiligt sich aktiv an der zweiwöchigen Landbesetzung. Innerhalb der Partei verteidigt er die »politische und organisatorische Autonomie« der Landbesetzungen gegenüber anderen, die darin nur einen rein ökonomischen Kampf sehen wollen.


1951

Januar: Auf dem XXIX. Kongress der Partei in Bologna hebt er die revolutionäre Bedeutung der Bauernaufstände in Sizilien hervor.

Auf Wirken des Parteivorsitzenden Pietro Nenni wird Panzieri in das Zentralkomitee der Partei gewählt und zum Parteisekretär der Region Siziliens ernannt.

Nenni ist beeindruckt von Panzieris Engagement, der immer ganz vorne bei den Demonstrationen der Landarbeiter mitgelaufen ist und sich den Waffen der Polizei entgegenstellte.

Juni: Er wird in einem Prozess angeklagt, die Bauern zur Landbesetzung angestiftet zu haben. Aufgrund fehlender Beweise wird er schließlich freigesprochen.

In der Zwischenzeit arbeitet Panzieri daran mit, den Streik der Schwefelminenarbeiter in der Nähe Palermos zu organisieren.

November: Er zieht mit seiner Familie nach Palermo um.


1952

Januar: Sein Sohn Davide wird geboren.

Er unterstützt den Generalstreik der Minenarbeiter und kümmert sich vor allem darum, die Gewerkschaftsarbeit der Partei neu zu organisieren.


1953

Januar: Er wird zum Verantwortlichen der Presse- und Propagandaarbeit ernannt und bringt bis 1955 das Bulletin Propaganda socialista heraus.

Juli: Die [italienische] Übersetzung des zweiten Bands des Kapitals erscheint, bei der er seiner Frau geholfen hatte. [1]

September: Panzieri zieht mit seiner Familie nach Rom.

Ende des Jahres erscheint der Band Ein Briefwechsel von 1843 und andere Jugendschriften mit Texte von Marx auf Italienisch, den seine Frau gemeinsam mit Panzieri übersetzt hat.


1955

März-Juni: Er beteiligt sich an der Wahlkampagne für die PSI in Sizilien, lehnt aber eine eigene Kandidatur ab.

Juni: Sein Sohn Daniele wird geboren.

Juli: Morandi, der Vizesekretär der Partei, stirbt. Panzieri steht ihm in den letzten Stunden bei.

September-Oktober: Gemeinsam mit Nenni u.a. reist er in die Volksrepublik China und wird am 3.10. von Mao empfangen. Auf dem Rückweg besucht die Delgation Moskau und andere Städte der SU und trifft sich dort mit Chruschtschow.

Die Lage der arbeitenden Klasse in England von Engels erscheint auf Italienisch. Panzieri hat zusammen mit seiner Frau Pucci an der Übersetzung gearbeitet.


1956

Januar: Er tritt der Redaktion von Mondo Operaio bei (Theoriezeitung des PSI, Chefredakteur: Nenni).

März: Im Avanti! stößt er eine Debatte über die Aufgabe der Linken nach der Entstalinisierung an, in der sich Danilo Montaldi, Franco Fortini u.a. zu Wort melden. Es wird offensichtlich, dass er mit den Positionen der sozialistischen Intellektuellen nicht übereinstimmt und nähert sich den Positionen des »neuen Marxismus« um die Zeitschrift Ragionamenti an.

April: Panzieri ist Mitbegründer des Istituto Rodolfo Morandi, dessen Ziel es ist, die Schriften Morandis zu verbreiten, und Studien über den Antifaschismus und die Resistenza voranzutreiben.

Mai: Er beginnt, bei der Zeitschrift des »neuen Marxismus« Opinione mitzuarbeiten.

November: Bei verschiedenen Gelegenheiten schreibt und äußert sich Panzieri positiv über den Aufstand in Ungarn.


1957

Februar: Auf dem nationalen Parteikongress des PSI lässt sich Panzieri auf seinen Wunsch hin aus dem Leitungsgremium ausschließen. Gleichzeitig übernimmt er zusammen mit Nenni die Leitung von Mondo Operaio.

Er beginnt, für die Rubrik Fragen des Sozialismus im Avanti! mit Gianni Bosio zusammenzuarbeiten und beschäftigt sich insbesondere mit Kapitalismusanalyse und der Suche nach Anzeichen von Arbeitermacht in den realsozialistischen Ländern.

Oktober: Auf einer von Mondo Operaio organisierten Tagung hält Panzieri ein Referat zu »Arbeiterkontrolle«. Es wird beschlossen, ein Komitee zu gründen, das Untersuchungen und Tagungen in Industriegebieten durchführen soll (Turin, Terni, Sesto San Giovanni/Mailand).

Panzieris Vorstellungen zur Arbeiterkontrolle finden Anklang bei vielen jungen Leuten, z.B. tritt eine Gruppe junger Intellektueller aus Turin dem PSI bei, um die Idee der Arbeiterkontrolle unter den Arbeitern zu verbreiten.

Dezember: Panzieri beginnt in Mondo Operaio eine Debatte über den gegenwärtigen Stand des Kapitalismus und der Arbeiterkontrolle, als Beispiel einer marxistischen Analyse der Gegenwart.


1958

Februar: Panzieri veröffentlicht gemeinsam mit Lucio Libertini in Mondo Operaio die Sieben Thesen zur Frage der Arbeiterkontrolle[2] die eine Debatte in verschiedenen Zeitungen der linken Parteien anstößt (L'Unità, Rinascità etc.).

April: Panzieri versucht von der Partei ökonomisch unabhängig zu werden und bewirbt sich um eine Stelle beim Verlag Einaudi in Turin. Dort schlägt er die Veröffentlichung einer Anthologie von Schriften Rosa Luxemburgs vor. Eine Übersetzung des Bandes Briefe an die Freunde von Rosa Luxemburg, den er gemeinsam mit seiner Frau für Einaudi übersetzt hat, wird nicht veröffentlicht.

Juni-Juli: Er entwirft gemeinsam mit Lilli Salvaco, Giovanni Carocci und Aris Accornero einen Fragebogen für eine Massenuntersuchung in den Fabriken. Die Untersuchung wird letztlich aufgrund von Unstimmigkeiten innerhalb des PSI und der fehlenden Teilnahme des PCI [Partito Communista Italiano] nicht durchgeführt.

November-Dezember: Kurz vor dem landesweiten Parteitag des PSI in Neapel verlässt Panzieri die Redaktion von Mondo Operaio. Auf einer Tagung in Neapel betont er die Notwendigkeit, Gegenmacht durch die Basisorganisierung der Kämpfe zu entwickeln. Der ökonomische Kampf sei nicht von dem politischen Kampf zu trennen und man müsse endlich damit aufhören, die Arbeiterkämpfe rein instrumentell zu betrachten und das Politkmachen an die Funktionäre zu delegieren.


1959

Januar: Auf dem Parteikongress in Neapel wird Panzieri als Repräsentant der linken Strömung in das Zentralkomitee gewählt.

April: Er zieht mit der Familie nach Turin, um bei Einaudi zu arbeiten.

September: Libertini lehnt einen Artikel von Panzieri zu Benno Sarels Buch La classe operaia nella Germania est (»Die Arbeiterklasse in Ostdeutschland«) [3] und andere Vorschläge Panzieris für die Zeitung der Parteilinken Mondo nuovo ab. Es kommt zu einem Bruch zwischen ihnen.

Er arbeitet an der Veröffentlichung von Autobiografie della leggera von Danilo Montaldi mit.

Bei verschiedenen Anlässen kritisiert Panzieri offen die Parteilinie.

In Briefen an Asor Rosa und Salvaco schlägt er ihnen eine Zusammenarbeit unabhängig von der Partei vor, um in Turin erste Arbeiteruntersuchungen bei Fiat zu planen.


1960

Februar: Es kommt zu einem ersten Treffen zwischen der Turiner Gruppe um Panzieri (Liliana und Dario Lanzardo, Vittorio Rieser, Giovanni Mottura, Emilio Soave etc.) und einer Gruppe in Rom um Alberto Asor Rosa und Mario Tronti, um gemeinsam eine theoretisch-politisch unabhängige Arbeit zu entwickeln, die kurz darauf zur Gründung der Quaderni Rossi führen wird.

Montaldi gegenüber betont er die Notwendigkeit, Bezugspunkte innerhalb und außerhalb der Partei zu bilden, die keine feste Organisationsstruktur aufweisen. Im März schreibt er an Salvaco:

»Ich sehe alle Wege blockiert; die ›Rückkehr ins Private‹ lässt mich schaudern, das mögliche Schicksal einer kleinen Sekte versetzt mich in Schrecken.« Er macht Andeutungen, gemeinsam mit anderen eine Zeitschrift herauszubringen.

November: Auf einem Treffen der Gruppen aus Turin und Rom werden Eckpunkte festgelegt, an denen sich das Zeitschriftenprojekt orientieren soll; v.a. wird betont, dass eine gemeinsame Position unabhängig von den verschiedenen Richtungskämpfen der Parteien und Gewerkschaften entwickelt werden muss.

Dezember: In einem Brief an Tronti beschreibt Panzieri das ständige Anwachsen von Arbeiterkämpfen in Turin, in denen ein politisches Element vorhanden sei, was aufgrund der bestehenden Partei- und Gewerkschaftspolitik nicht ans Licht komme.


1961

März: Auf dem landesweiten Parteikongress des PSI in Mailand wird Panzieri nicht wieder ins Zentralkomitee gewählt. Auf einer Versammlung der linken Strömung während des Kongresses erklärt Panzieri, dass er sich von der Partei und der Strömung entfernt habe und seine politische Arbeit nun mehr mit der Aktivität der Quaderni Rossi zusammenfalle.

Juni: Es erscheint die erste Nummer der Quaderni Rossi. Die Zeitung wird vom Istiuto Morandi herausgegeben und ist Resultat der Zusammenarbeit zwischen den Arbeitsgruppen des Instituts und Mitgliedern und Funktionären der CGIL [Confederazione Generale Italiana del Lavoro, damals dem PCI nahestehende Gewerkschaft] in Turin und anderswo. An der ersten Nummer arbeiten neben Panzieri folgende Leute mit: Vittorio Foa, Giovanni Mottura, Vittorio Rieser, Sergio Garavani, Emilio Pugno, Gianni Alasia, Romano Alquati, Alberto Asor Rosa, Giulano Boaretto, Luciano Della Mea, Dino De Palma, Liliana Lanzardo, Mario Miegge, Giuseppe, Muraro, Emilio Soave und Mario Tronti.

Im Herbst und Winter 1961/62 stellt Panzieri die Zeitschrift in verschiedenen Städten Italiens vor.

September: Während eines Streiks in der Wartungsabteilung bei Fiat in Turin, unterschreiben einige Mitglieder der FIOM [Metallgewerkschaft der CGIL], die den Quaderni Rossi nahe stehen, ein Flugblatt als »Arbeiter« und nicht als »Gewerkschafter«, was die Differenzen zur FIOM weiter verschärft. [Siehe die Analyse des Streiks in »Tradition und Erneuerung in den FIAT-Eisenhütten« von Romano Alquati.]

November: Auf die Initiative Panzieris und einiger Linkssozialisten hin, gründet sich in Verbindung mit den Quaderni Rossi eine Gruppe in Venedig, die in einigen Fabriken, im Hafen und im Transportsektor in Marghera Arbeiteruntersuchungen durchführen wird.


1962

Frühling: Panzieri leitet einen gemeinsamen Kapital-Lesekreis in Turin, an dem ca. 50 Leute teilnehmen.

6. Juli: Einen Tag vor dem Generalstreik der Metaller für die Erneuerung der Tarifverträge, verteilen einige Mitglieder der Quaderni Rossi ein Flugblatt an den Werkstoren von Fiat mit dem Titel: »An die Arbeiter von Fiat«.

7. Juli: In einem offenen Brief an das Zentralkomitee der FIOM schreiben sie u.a., dass die einzige Antwort auf den Metallervertrag dessen Ablehnung sei; der Kampf solle auf allen Ebenen unter der kollektiven Führung der Arbeiterbasis intensiviert werden.

Am Ende eines Streiktages kommt es bei einer, von den Gewerkschaften organisierten, Demonstration zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, die als die »Ereignisse auf der Piazza Statuto« bekannt werden sollen. Einige Parteizeitungen wie l'Unità werfen den Quaderni Rossi und vor allem Panzieri vor, die Zusammenstöße im vorhinein programmiert und provoziert zu haben, was die Quaderni Rossi öffentlich zurückweisen.

Bei der Bewertung der Ereignisse auf der Piazza Statuto kommt es in den Qaderni rossi zu den ersten ernsten Widersprüchen untereinander. Während einige Mitglieder die Ausweitung der Kämpfe von der Fabrik auf die Straße begrüßen, sieht Panzieri darin einen Akt der Rebellion, der die in den Streiks verkörperte Massenlinie gefährden könne.

September: Es erscheint die erste Nummer der Cronache dei Quaderni Rossi, ein Bulletin, in dem aktuelle Analysen, Chroniken und Dokumente der Kämpfe veröffentlicht werden sollen.

November: Auf einer Versammlung der Quaderni Rossi in Venedig, der verschiedene Treffen mit Hafenarbeitern aus Marghera und Genua und eine engere Zusammenarbeit mit den Gruppen in Venedig und Padua vorangegangen sind, beschließen die Mitglieder, in einer der Fabriken in Mailand (Alfa oder Metanopoli) eine ähnliche Intervention wie bei Fiat in Turin durchzuführen. Tronti soll zu diesem Zweck nach Mailand gehen.

Dezember: In Oriago (in der Nähe von Marghera) findet ein Arbeiterkongress statt, an dem Panzieri und andere Genossen der Quaderni Rossi teilnehmen. Es wird über Arbeitsverhältnisse, Umstrukturierungen und Neuorganisierungen in den Fabriken diskutiert.

Am Ende des Jahres macht Panzieri den Vorschlag, die venezianische Gruppe solle sich mit der Gruppe aus Padua um die Zeitung Progresso Veneto (von Toni Negri) zusammenschließen. Der Versuch schlägt jedoch fehl, da die Paduaner Gruppe im Gegensatz zu den Venezianern und den Quaderni Rossi den frontalen Zusammenstoß mit den traditionellen Organisationen der Arbeiterbewegung sucht. Negri entfernt sich von den Quaderni Rossi.


1963

Anfang des Jahres zieht die Redaktionsgruppe aus Rom die Beschlüsse von der Versammlung im November in Zweifel. Im Frühling kommt es zu weiteren Diskussionen und Unstimmigkeiten zwischen der Gruppe in Rom und Turin. Die Lage spitzt sich aufgrund einer Diskussion um das Editorial der Nr. 3 der Quaderni Rossi zu, da die Turiner Gruppe den Text von Tronti einstimmig ablehnt. Am Ende erscheint der Text von Tronti Il piano del capitale (»Der Plan des Kapitals«) als Artikel in der Zeitung und Panzieri und Rieser übernehmen das Editorial.

Juli: Auf einem Treffen in Turin kommt es zum endgültigen Bruch zwischen den Gruppen aus Turin und Rom. Romano Alquati, Asor Rosa, Rita Di Leo, Pier Luigi Gasparotto, Claudio Greppi, Toni Negri, Massimo Paci und Mario Tronti gehen aus der Redaktion und gründen Classe Operaia (Februar 1964). In die Redaktion der Quaderni Rossi steigen Vittorio Campione, Bianca Beccalli, Edda Saccomani, Michele Salvati, Edoardo Masi und Renato Solmi ein. Panzieri wirft Tronti »Hegelianismus« und »Philosophie der Arbeiterklasse« und Romolo Gobbi und Negri eine »grobe Ideologie der Sabotage« vor.

Oktober: Panzieri wird bei Einaudi entlassen. Es wird ihm vorgeworfen, er habe den Verlag in erster Linie für den politisch-ideologischen Kampf instrumentalisieren wollen. In Wirklichkeit gibt es einen Konflikt um die Veröffentlichung von Goffredo Fofis Buch Immigrazione meridionale a Torino. Panzieri, Solmi u.a. wollen das Buch, in dem Fofi auf schärfste Weise die Politik von Fiat angreift, ohne Änderungen herausbringen, was nicht im Sinne des Verlags ist. Schließlich erscheint das Buch bei Feltrinelli.

November: Die Lettera dei Quaderni Rossi Nr. 1 erscheinen mit einem Artikel von Edoardo Masi über »Einige relevante Themen bezüglich der Position der Chinesischen Kommunistischen Partei«. Dieses Bulletin ist dafür gedacht, regelmäßig über Untersuchungen und Kampferfahrungen der Gruppen um die Quaderni Rossi zu unterrichten.


1964

Juni: Panzieri tritt eine Stelle beim Verlag La Nuova an.

Die Quaderni Rossi und die Zeitung der IV. Internationale Bandiera rossa veranstalten einen runden Tisch zum Thema der revolutionären Partei.

Juli: Die fünfte Ausgabe des Bulletin kündigt einen Artikel von Panzieri zu Accumulazione, tecnologia, organizzazione produttiva, e classe operaia (problemi teorici di una prospettiva socialista) [«Akkumulation, Technologie, Organisation der Produktion und Arbeiterklasse (theoretische Probleme einer sozialistischen Perspektive«)] an.

9. Oktober: Völlig unerwartet stirbt Panzieri in seiner Wohnung an einer Gehirnembolie.

 


Fußnoten:

[1] Anm.d.Ü.: In einem Interview sagte Pucci Panzieri (Panzieris Frau): »Ich habe den zweiten Band des Kapitals übersetzt, und dann gemeinsam mit Raniero die Überarbeitung gemacht, mit Susanna im Kinderwagen, der ich ab und zu etwas gab, damit sie beschäftigt war. Als das Buch veröffentlicht wurde, war Raniero sehr wütend, weil sie ihn als Übersetzer genannt hatten, und er sagte zu mir: ›Ich lasse sie den Buchdeckel neu machen ...‹ ich habe ihm gesagt: ›Haben sie uns bezahlt? Na also, das ist ausreichend.‹ Mir war das egal, aber ihm nicht, denn im Grunde war es eine sehr anspruchsvolle Arbeit gewesen und dann auch noch mit einem kleinen Kind. Die Übersetzungen von Marx waren immer sehr hart.« (»Intervista a Pucci Saija Panzieri«, in: Raniero Panzieri. Un uomo di frontiera, hg.v. Paolo Ferrero, Milano-Roma: Edizione Punto rosso — La carta, 2005, S. 261).

[2] Auf Deutsch in: Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit, No. 10, 1989, S. 172-181.

[3] Bruno Sarel: Arbeiter gegen den »Kommunismus«. Zur Geschichte des proletarischen Widerstandes in der DDR (1945-1958). München: Trikont-Verlag, 1975 (Schriften zum Klassenkampf, 43).

 

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